
Mehr Stil durch ein besseres, bewussteres Konsumverhalten – geht das wirklich?
Auf meinem persönlichen Weg zu einem Leben ohne Chaos und Exzesse habe ich verschiedene Bücher, Blogs und Artikel gelesen, die sich diesen Themen widmen.
Beim Lesen habe ich immer wieder bemerkt, dass die vorgestellten Techniken fast immer auf das Entsorgen, Verschenken oder sogar Wegwerfen von Kleidung und Accessoires ausgerichtet sind.
Dabei ist dieser ganze Prozess meiner Meinung nach nur dann sinnvoll, wenn er dazu dient uns zu lehren, dass es mindestens genauso wichtig ist, unsere Neukäufe etwas zu drosseln und unser Konsumverhalten ganz allgemein zu überprüfen.
Nun, wie ihr auch aus meinem Blog entnehmen könnt, habe ich mich sicherlich weder einem asketischen Leben verschrieben, noch habe ich geschworen, den Kauf neuer Kleidung ganz aufzugeben, ganz im Gegenteil.
Rationellere Entscheidungen sind für ein bewussteres Konsumverhalten enorm wichtig
Was ich versuche, ist ganz einfach weniger zu shoppen, rationellere Entscheidungen zu treffen und Dinge zu kaufen, die mir auch wirklich Freude bringen und ausserdem nützlich sind.
Und dies erfordert sowohl im kurz- als auch langfristig eine Anpassung in meinem bisherigen Konsumverhalten.
Kleine Schwächen in meinem Konsumverhalten
Je mehr ich mit dem Entrümpeln meiner Garderobe voranschritt, wurde mir dabei immer deutlicher, wo die Schwächen in meinem Konsumverhalten liegen.
Ich entwickelte die gesunde Gewohnheit, mir vor jedem Einkauf ein paar gute Fragen zu stellen (sogar direkt in der Umkleidekabine, fast an der Kasse angelangt oder kurz vor dem Versenden meiner Bestellung in irgendeinem Online-Shop.
Und im Extremfall sogar danach, als ich die Ware bereits erhalten hatte.
Hier möchte ich deshalb die effektivsten Fragen auflisten, die man sich vor jedem Kauf selbst stellen sollte:
ZU WELCHEN ANLÄSSEN WERDE ICH DIESES KLEIDUNGSSTÜCK ODER ACCESSOIRE TRAGEN?
Unnötig zu erwähnen, wenn ich nicht sofort verschiedene Gelegenheiten in der unmittelbaren Zukunft aufzählen kann, and denen ich das Stück auch wirklich tragen werde (die Hochzeit unseres Cousins dritten Grades im Jahr 2027 oder das hypothetische Gala-Dinner, zu dem wir eventuell an Weihnachten des kommenden Jahres eingeladen werden könnten, zählen also nicht), ist es absolut wert, es stehenzulassen.
In manchen Fällen – vor allem bei Basics oder alltäglichen Kleidungsstücken und Accessoires – bin ich sogar noch drastischer geworden.
Meine Frage lautet in diesen Fällen: Würde ich das Stück morgen früh sofort und ohne weiteres anziehen?
Diese Frage ist immer sehr effektiv, glaubt mir, denn sie zwingt uns, uns selbst eine aufrichtige Antwort zu geben und dabei jede mentale Ausrede zu vermeiden.
Diese Frage ist immer sehr effektiv, glaubt mir, denn sie zwingt uns, uns selbst eine aufrichtige Antwort zu geben und dabei jede mentale Ausrede zu vermeiden.
Weibliches Konsumverhalten: Über 60% shoppen für ein Fantasieleben
Ich habe einmal eine Statistik gelesen, die besagt, dass mehr als 60% der Frauen für ein imaginäres, reines Fantasie-Leben einkaufen gehen.
Also für Gelegenheiten, die sie vielleicht gerne in ihrem Leben hätten, aber in Wirklichkeit gar nicht haben.
Zu solchen Fehlkäufen zählen normalerweise 14cm hohe Louboutin-Pumps, lange Ballkleider, «Prinzessinnen»-Outfits bis ins hohe Alter usw.
Zumindest ist das ein Fehler, den ich nur sehr selten mache.
Aber manchmal habe ich mir selbst zum tatsächlichen Komfort eines Kleidungsstücks oder Accessoires (typischerweise Absätze über 8 Zentimeter) etwas vorgelogen, weil ich das Kleidungsstück oder die Schuhe eben einfach haben wollte.
PASST ES ZU MEINER RESTLICHEN GARDEROBE?
Vor dem Kauf versuche ich mir mindestens 3-4 mögliche Kombinationen mit dem vorzustellen, was ich in Bezug auf Farben, Stil, Accessoires, Schuhe und Oberbekleidung bereits im Kleiderschrank habe.
Wenn ich keine solchen Outfits finden kann oder der Neukauf lawinenartig weitere Käufe erfordert, lasse ich es fast immer sein. Und zwar sofort und ohne Ausreden (na ja, fast immer jedenfalls!).
Diese Frage hat jedoch noch andere Facetten. Selbst wenn das Objekt zu anderen Kleidungsstücken und Accessoires passt, die wir bereits besitzen, stellt sich immer noch die Frage nach unserem persönlichen Stil und ästhetischen Geschmack.
Selbst wenn wir kurzzeitig nämlich von der ständigen Betrachtung von Influencern auf Instagram & Co. geblendet sind, ändert sich unser Geschmack kaum von einem Tag auf den anderen.
Unser Konsumverhalten ist von den Social Media beeinflusst…
Auch in diesem Fall wünschte ich, ich könnte sagen, dass ich gegen das Phänomen immun bin, aber manchmal muss ich mich trotzdem im Auge behalten…
Letzten Monat zum Beispiel habe ich mir ein geblümtes langes Kleid gekauft, das so gar nicht meinem üblichen Stil entspricht.
Ausserdem ist der Stoff zu leicht für die Saison, so dass ich nicht weiss, ob ich das Kleid jemals tragen werde. Ich und Blumen sind nämlich meistens zwei verschiedene Welten, egal ob Blumenmuster gerade Mode sind oder nicht.
PASST ES ZU MEINER AKTUELLEN FIGUR?
Hier liegt die Betonung auf «aktuell»: nicht die Figur, die ich gerne hätte, und auch nicht die, die ich mit 22 Jahren nach meinem Portugal-Urlaub ohne Geld fürs Essen hatte.
Und natürlich auch nicht jene Figur, die ich zwar heute noch haben könnte, wenn ich 9 Monate lang nonstop ein intensives Bootcamp-Trainingsprogramm absolvieren würde.
Wir müssen uns darin einfach toll fühlen können.
Denn eins ist sicher: das sind genau die Kleidungsstücke, die wir ständig und für lange Zeit mit Freude tragen werden.
Jede neue Anschaffung muss uns hier und jetzt einfach fantastisch stehen, zu unserer aktuellen Figur passen und möglicherweise unsere Stärken hervorheben. Und natürlich unsere kleinen «Schönheitsfehler» minimieren.
IST ES ZU ELEGANT?
Ich hatte zwar schon immer einen klassisch-modernen Stil, aber oft habe ich mich auch durch trendige Stücke oder den Trend des Augenblicks verführen lassen.
Für mich können beide Dinge sehr gut nebeneinander bestehen: wichtig ist einfach, dass man weiss, worin es sich lohnt zu investieren.
Auf jeden Fall sind meiner Meinung nach nur trendy Stücke den Kauf wert, die perfekt zu unserem Stil passen, die uns sofort instinktiv gefallen. Sie sollten unsere Outfits aufwerten und diese auf Anhieb moderner und aktueller erscheinen lassen.
IST ES BEQUEM?
Diese Frage sollte zwar einfach zu beantworten sein, aber wir Frauen sind bekannterweise sehr gut in der Selbsttäuschung.
Wer also keine modisch-masochistische Ader besitzt, tut gut daran, sofort alle Kleidung (und auch Schuhe – ganz besonders Schuhe!) aufzugeben, die zu eng, zu weit oder einfach ungünstig geschnitten ist.
Aber auch Kleidungsstücke, die komplizierte Änderungen bei einer guten Schneiderin erfordern oder völlig unpassend und unbequem für den Anlass sind, sollten wir aufgeben.
WAS STEHT IN DER WASCHANLEITUNG?
Aus ökologischen und auch finanziellen Gründen versuche ich, neue Kleidungsstücke zu vermeiden, welche systematisches und häufiges Waschen in der Reinigung erfordern. (Ausnahme: Mäntel, Blazer und andere besondere Kleidungsstücke).
Denn ich weiss, dass die Reinigung eine weitere Aufgabe ist, die zu meiner ohnehin schon langen Liste der zu erledigenden Dinge hinzukommt.
Und dies wird unweigerlich dazu führen, dass das Kleidungsstück dann eher selten getragen wird.
WORAUS BESTEHT ES?
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mir schon häufiger Blusen mit einem gewissen Anteil an Polyester gekauft habe, nur weil sie mir eben gut gefielen.
Aber auch bei Polyester & Co. Ist nicht jedes Material gleich und auch Unerfahrene sollten schon beim Anfassen merken, ob die Qualität auch wirklich akzeptabel ist.
Ansonsten versuche ich aber immer, an die Qualität, den Comfort des Kleidungsstücks auf der Haut und an seine Nachhaltigkeit zu denken.
Ich kaufe heute lieber weniger, aber dafür in besserer Qualität.

FÜLLT ES EINE ECHTE LÜCKE ODER HANDELT ES SICH UM EIN STÜCK, DASS ICH BEREITS IN MEHREREN EXEMPLAREN BESITZE?
Manche Leute sammeln Jeans, Schuhe oder, wie in meinem Fall, Blusen…
Auch wenn dies ein Fehler ist, den ich öfter begehe, lohnt es sich auf jeden Fall, sich diese Frage zu stellen und, falls notwendig, sich für eine Weile weitere Käufe in einer bestimmten Kategorie zu verbieten.
Denn in unserer reichen Sammlung wird es ganz bestimmt schon etwas sehr Ähnliches geben.
KÖNNTE ICH DEN GLEICHEN BETRAG BESSER INVESTIEREN?
Ich zum Beispiel liebe Handtaschen – ich liebe sie wirklich abgöttisch – aber mir ist mit der Zeit auch klar geworden, dass zehn verschiedene Handtaschen in ähnlichen Farbnuancen, die von Hellbeige bis Camel reichen, nicht wirklich Sinn machen.
Für den gleichen Betrag (und gewisse Handtaschen sind ja schon fast eine kleine Investition!) gibt es definitiv Dinge, die ich noch nicht besitze, die jedoch sehr nützlich sind vielen meiner Outfits einen besonderen Touch schenken könnten.
So zum Beispiel meine Valentino Rockstud-Sandalen in beige, die zu fast allem passen, oder mein langer, warmer Moncler-Daunenmantel, der sogar im tiefsten Winter immer toll aussieht.
Gewiss, diese Stücke kosten fast so viel wie eine Designer-Handtasche, aber es sind auch Dinge, die einen echten Mehrwert haben und einfach viel mehr Vielfalt in meinem Kleidungsstil schaffen.
BRAUCHE/MAG ICH ES WIRKLICH ODER KAUFE ICH ES NUR AUS LANGEWEILE, WUT ODER STRESS?
Eine sehr persönliche wie auch effektive Frage.
Die Antwort ist nicht immer einfach, aber es lohnt sich, kurz darüber nachzudenken.
Brauche oder mag ich ein bestimmtes Kleidungsstück wirklich oder kaufe ich es nur aus Langeweile, Wut oder Stress?
Aber noch vor all diesen Fragen versuche ich, die «1 In, 1 Out»-Regel zu befolgen: Kurz gesagt, ich kaufe kein neues Kleidungsstück, bevor ich nicht mindestens ein anderes aus derselben Kategorie weggegeben habe.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich ebenso viele Tops aus der neuen Saison kaufen kann, nur weil ich zum Beispiel gerade einen Haufen alte und verwaschene T-Shirts weggegeben habe.
1 in, 2 out
Für eine gewisse Zeit habe ich den Schwierigkeitsgrad sogar noch weiter erhöht und bin eine Zeit lang der Regel «1 In, 2 Out» gefolgt.
Das heisst, ich kaufte nur ein neues Objekt pro 2 gespendeten oder verschenkten Kleidungsstücken der gleichen Kategorie.
Es war schwierig, das gebe ich zu, aber die Wirkung auf meine Garderobe war geradezu fantastisch: ein «luftiger» Kleiderschrank mit viel Freiraum, der nur noch Dinge enthielt, die ich wirklich mochte.
Übrigens: um wirksam zu sein, muss die Regel genau in dieser Reihenfolge befolgt werden: erst weggeben und dann kaufen.
Es lohnt sich nicht, das Gegenteil zu tun, also Dinge wegzuwerfen, die wir noch gut gebrauchen könnten, nur um Platz für neue zu schaffen.
Zur Vertiefung dieses Themas empfehle ich euch noch ein paar gute Bücher:
The Curated Closet
In The Dressing Room With Brenda
The Style Strategy
…und noch ein paar interessante Blogs zu diesem Thema:
Into Mind – Anuschka Rees
Inside Out Style
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