Früher, noch vor nicht allzu langer Zeit, ging ich am Anfang jeder neuen Saison auf Einkaufstour und sammelte dabei eine ganze Reihe neuer Dinge an. Dinge, die oft verdächtig ähnlich aussahen wie jene, die ich bereits in meinem Kleiderschrank hatte.
Diese Tendenz verstärkte sich ausserdem in Momenten besonderen Stresses. Nach einer Woche Superarbeit zum Beispiel, oder wenn meine Kinder gerade krank waren oder ich wieder mal wichtige Abgabetermine hatte, dachte ich, ich hätte eine Belohnung in Form einer kleinen Shoppingtour verdient.
Und die Befriedigung kam dabei oft in Form einer neuen Jeans oder eines neuen Paar Schuhe.
Nur zur Klarheit: Ich war noch nie ein Messie und meine Garderobe sah von aussen betrachtet ähnlich oder sogar beschaulicher aus als die vieler meiner Freundinnen.
Aber all diese dicht aneinander gepressten Kleidungsstücke und Accessoires in meinem Kleiderschrank, die eigentlich keinen Platz zum «Atmen» hatten, erzeugten in mir eher Stress und Verwirrung als Befriedigung und Freude.
Ich war noch nie ein Messie und meine Garderobe sah von aussen betrachtet ähnlich oder sogar beschaulicher aus als die vieler meiner Freundinnen.
Paradoxerweise zog ich jeden Morgen mehr oder weniger die gleichen Sachen an und benutzte dabei vielleicht 20% der Sachen, die ich besass.
Jeden Tag, auch wenn ich gar keine Zeit zum Verschwenden hatte, widmete ich wertvolle Minuten dem Browsen nach neuen Kleidungsstücken auf dem Internet, dem Durchsuchen der «Neuheiten» in meinen Lieblings-Onlineshops, der Suche nach Kleidungsstücken und Accessoires, die mein Problem lösen würden. Nämlich der Tatsache, dass ich nichts zum Anziehen hatte, obwohl ich in Wirklichkeit einen Kleiderschrank voller schöner Dinge besass.
Aus diesem Gefühl der Frustration und Unzufriedenheit heraus entstand der Wunsch, eine Lösung für das Problem zu finden. Ich begann mich für Themen zu interessieren, von denen damals, vor etwa zehn Jahren, in der Schweiz und überhaupt in Europa eigentlich sonst kaum jemand sprach: Minimalismus, die Kapsel-Garderobe, Kleiderschrankorganisation und Decluttering.
Ich schloss mich einigen interessanten angelsächsischen Facebook-Gruppen an und las auch unzählige Bücher und Artikel zu diesen Themen.
Einige Ideen waren viel zu extrem für meinen Geschmack: Sollte ich, die ich Mode schon immer geliebt hatte, mich wirklich eine ganze Saison lang mit nur zehn Kleidungsstücken kleiden?
Oder an 365 Tagen im Jahr genau das gleiche Kleid tragen? Oder einfach 90% meiner modischen Habseligkeiten verschenken oder sogar wegwerfen?
Nein, danke!
So entdeckte ich das Decluttering – auf Deutsch die Entrümpelung oder eben die (mehr oder weniger extreme) Reorganisation des Kleiderschranks. Das, was für manche einfach eine radikale Kleiderschrank-Entrümpelung bedeutete, wurde für mich im Laufe der Zeit fast zu einer Form der Meditation.
Aus diesem Gefühl der Frustration und Unzufriedenheit heraus entstand der Wunsch, eine Lösung für das Problem zu finden. Ich begann mich für Themen zu interessieren, von denen damals, vor etwa zehn Jahren, in der Schweiz und überhaupt in Europa eigentlich sonst kaum jemand sprach: Minimalismus, die Kapsel-Garderobe, Kleiderschrankorganisation und Decluttering.
Somit hat für mich das Decluttering – die Entrümpelung oder Reorganisation der Garderobe also – gleich mehrere und fast magische Kräfte:
- Es beruhigt die Nerven, denn es verleiht einem das wunderbare Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben, auch wenn es nur um den Inhalt der Wäscheschublade geht.
- Es verwandelt den eigenen Kleiderschrank schon rein ästhetisch, macht ihn geräumiger und luftiger und wertet unsere schönsten Kleidungsstücke und Accessoires optisch auf. Wie in einer fantastischen, kleinen Luxus-Boutique, die zudem nur aus Dingen besteht, die wir wirklich lieben, die uns perfekt passen und sie sehr gut zu unserem persönlichen Geschmack, zu unserer Persönlichkeit und zu unserem Lebensstil passen.
- Es hilft, gut über neue Einkäufe nachzudenken, allfällige Lücken im Kleiderschrank sichtbar zu machen, vergessene Schätze wieder zu entdecken, die vielleicht sogar noch das Preisschild haben. Und zu entscheiden, was wir in den kommenden Monaten wirklich brauchen könnten und deshalb auch kaufen sollten.
Mehr als einmal haben diese Entrümpelungsaktionen ausserdem auf magische Weise genug Ressourcen für den Kauf einer neuen Handtasche oder eines anderen Luxus-Accessoires freigesetzt. Handtaschen sind nämlich mein absolutes Lieblingsobjekt in der Mode, meine ganz grosse modische Schwäche und auch mein Lieblingsobjekt beim Shoppen.
Ich denke, ich habe im Laufe der Jahre wirklich alles Menschenmögliche zum Thema Decluttering, Garderobenmanagement, Kapsel-Garderobe, Minimalismus im Kleiderschrank, Stil usw. gelesen.
Es waren sicherlich inspirierende, anregende und interessante Lektüren. Deshalb findet ihr am Ende dieses Buches eine ganze Liste dieser Bücher.
Daraus habe ich zum Beispiel gelernt, dass man bei einer effektiven Reorganisation und Entrümpelung des eigenen Kleiderschranks – egal, welche Organisationstechnik und Entrümpelungsphilosophie dabei vorgestellt werden – eigentlich immer auf die gleiche Weise vor.
Es ist wirklich ganz einfach:
- Leere den Kleiderschrank und werfe den gesamten Inhalt aufs Bett, auch wenn dabei ein Stapel von einem oder mehreren Metern Höhe entsteht…
Das ist zumindest die puristische Version, die den unbestreitbaren Vorteil hat, zu einem schnellen Abschluss des gesamten Vorgangs zu animieren, denn sonst kann man nämlich abends nicht mehr ins Bett gehen.
Alternativ dazu kann man aber auch nach einzelnen Kategorien vorgehen: z.B. zuerst alle Blusen, dann die Jeans usw.
Diese Methode ist ideal für Leute wie mich, die nie Zeit haben und ständig durch irgendetwas wichtiges und dringendes unterbrochen werden.
- Teile den Inhalt des Kleiderschranks in drei verschiedene Stapel auf.
Erster Stapel: Dinge, die wir lieben und die uns einfach Freude bereiten.
Zweiter Stapel: Objekte, bei denen wir Zweifel hegen, ob wir sie wirklich behalten sollten.
Dritter Stapel: Dinge, die wir verschenken oder weggeben sollten, weil wir sie über längere Zeit nicht mehr verwendet haben. (Bitte nicht gleich alles wegwerfen: einiges kann wohl verschenkt oder sogar verkauft werden. Dazu später mehr).
Unter den letzteren gibt es sicherlich Dinge, die uns nicht mehr passen, die uns vielleicht etwas schlampig erscheinen lassen, unsere kleinen Schwachpunkte unvorteilhaft betonen oder einen ungünstigen Farbton haben, zu nichts anderem in unserem Kleiderschrank passen, ganz aus der Mode gekommen sind usw.
Objekte aus der zweiten Gruppe, bei denen wir unsere Zweifel haben, können auch in einer Art «Vorhölle», wie beispielsweise einem Schrank in einem anderen Raum oder gut geschützt im Keller, zwischengelagert werden.
Aus den Augen, aus dem Sinn… Und in 6-12 Monaten sollten wir dann in der Lage sein, eine definitive Entscheidung über diese Habseligkeiten zu treffen.
- Lege den Inhalt von Stapel Nr. 1 (Objekte, die du liebst und ohne die Du nicht leben kannst… na ja, fast) wieder in den Schrank zurück, vorzugsweise nach Typ und Farbe sortiert.
Diese Phase führt, zumindest in meinem Fall, fast nie zum erwünschen Traum-Ergebnis (nämlich eine fabelhafte Vision eines minimalistischen und ebenso imaginären Traumschranks. Das vielleicht 8 Kleidungsstücke aus purem Cashmere in neutralen, untereinander abgestimmten Farbnuancen enthält), kann aber dennoch extrem befriedigend sein.
Wenn man den gesamten Entrümpelungsprozess korrekt durchgeführt hat, sollte sich der Kleiderschrank bereits um einiges reduziert haben. Dieser sollte ausserdem idealerweise nur Dinge enthalten, die wir lieben, die uns hier und jetzt perfekt passen und die wir auch wirklich anziehen werden.
Das ist schon mal ein ganz grossartiger Startpunkt, glaub mir.
Denn das Entrümpeln des eigenen Kleiderschranks ist ein so effektiver, wirkungsvoller Prozess, der oft genug allein ausreicht, um eine fast magische Dynamik auszulösen. Die mit der Zeit fast automatisch zu einem schickeren, eleganteren und schlichteren Stil, aber auch zu weniger mentalem Chaos und einem effektiveren Shoppingverhalten führen wird.
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